12. August
7:05 Bahnhof Adliswil: die Reise beginnt.
Angst, Nervosität und Vorfreude für die bevorstehende Woche werden uns begleiten und weitere Emotionen werden folgen.
Die Reise verlief reibungslos, um 13:00 kamen wir in Sofia an.
Zwei Brüder im Glauben holten uns ab. Da kamen die ersten Zweifel auf.
Der Bus, Baujahr 1985 oder älter?
Die ersten Eindrücke: Die gesellschaftliche Schere zwischen Arm und Reich war deutlich sichtbar: mit dem rechten Auge sah man die mächtigen Hochhäuser und mit dem anderen die Armut auf der Strasse.
Angekommen im Kloster waren wir erstaunt von der Unterkunft denn auch Papst Johannes XXIII wohnte in jener Unterkunft das erste highlight der Reise. Nach dem Auspacken wurden wir mit Arbeit eingespannt, der Nebenraum der Kirche musste ausgeräumt werden.
Nach ein paar Stunden Arbeit neigte sich der Tag dem Ende zu und wir hüpften in die Federn, denn die nächsten Tage würden lang werden.
13. – 17. August
Diese Tage waren geprägt von Erstaunen, Mitgefühl, Angst und Freude.
Der Samstag war ein Tag, der viel Organisation erforderte. Wir mussten den Einkauf erledigen, für 120 Essenspakete und das Mittagessen von 60 Personen.
Wer nicht beim Essenspakete-Packen gebraucht wurde, ging in die kleine Klosterkapelle, räumte jene weiter aus und begann mit der Renovation der Wände und des Bodens.
Am Sonntag gingen wir in die Kathedrale zur Sonntagsmesse, dabei durften wir einen byzantinischen Ritus miterleben, was sehr eindrücklich war. Am Nachmittag war ein Treffen mit den Mutter Theresa Schwestern geplant. Bei dieser Begegnung haben wir von den Schwestern ein Zeugnis erhalten. Wir waren sehr beeindruckt von dem Mut und dem Glauben, welchen sie besitzen und sie antreibt, diese schwere Arbeit voll Trauer und Elend zu verrichten.
Montagmorgen, 8:00 das grosse Kochen begann.
6 Leute waren damit beschäftigt, das ganze Essen zu schneiden. 2 kochten Reis und 2 weitere waren für die Sauce und das Fleisch zuständig.
Improvisation war gefragt. Die Töpfe waren zu klein für die Menge Essen. 6 kg Reis, 10 kg Fleisch und Unmengen an Gemüse für die Sauce. Der Plan? Ein Zürcher Geschnetzeltes zu zaubern.
Nach vielen Stunden Arbeit und mit dem ganzen Haus, welches nach Wein stank, waren wir endlich fertig mit dem Essen. Und auch mit den Nerven.
12:00: Die Abfahrt zum Heim, welches als Auffanglager für Kranke, Alte und Mehrfachbeeinträchtigte diente. Der Anblick war erschreckend: so viele Menschen und so wenig Platz. Wir begannen, die Essenspakete zu verteilen. Die Reaktionen der Menschen waren herzerwärmend. Freude in den Augen der Menschen. Viele weinten gar vor Freude. Für uns etwas Unvorstellbares, kein Essen zu jeder Mahlzeit zu haben, für sie Alltag.
Das gekochte Essen vom Morgen wurde in der Küche abgeben.
Diese Menschen, welche eigentlich ohne Hoffnung sein sollten, so mit Hoffnung zu sehen, war unglaublich und unvergesslich.
Am Dienstag gingen wir die restlichen Essenspakete austeilen. Zuerst fuhren wir in ein Dorf von Zigeunern. Eine ganz eigene Welt. Wir durften nicht aussteigen, da es sonst zu gefährlich war. Somit fuhren wir durch die löchrigen Strassen und verteilten die Pakete den Armen.
Dabei machten wir wundervolle Begegnungen mit den Menschen. Die Kinder bedankten sich höflich mit einem Handschütteln bei uns und rannten danach mit Freude zurück nach Hause. Wir konnten den Menschen in jenen Momenten ein Lächeln zaubern, was wiederum auch in uns ein Gefühl von Freude ausbreitete.
Danach entschlossen wir, auf den Strassen von Sofia die Essenspaketen an die Obdachlosen zu verteilen. Auch dort machten wir schöne Begegnungen. Uns überraschte die Dankbarkeit, die jene Menschen uns entgegenbrachten, denn obwohl es nicht viel war, was wir ihnen geben konnten, waren sie erfüllt.
Der 17.08 war ein Tag, der körperliche Ausdauer erforderte. Das Streichen der Kapelle, das Putzen der Wände und des Bodens, das Bauen einer Leiter und die Reinigung der Fassaden des Klosters standen auf dem Tagesplan. Am Ende des Tages waren wir erschöpft, aber glücklich. Am Nachmittag gingen wir in einen Verein, welcher als Tagesstätte für Mehrfachbeeinträchtigte diente. Dort erhielten wir ebenfalls ein schönes Zeugnis der Leiterin und verbrachten ein paar Stunden mit diesen Menschen. Im Anschluss gingen wir zum Bischof, um uns zu bedanken, dass er uns in seinem Bistum willkommen hiess und uns den Bus ausgeliehen hat. Er bedankte sich ebenfalls für die grosszügige Spende, die Ihr, die Pfarrei, erbracht habt, damit wir den Menschen in all diesen Tagen diese schönen Momente ermöglichen konnten.
18. – 20.08
Am Donnerstag fuhren wir 6 h mit dem Auto nach Primorsko, um dort das Schwarze Meer zu sehen und ein Bad zu geniessen. In diesen Tagen konnten wir nach einer wunderschönen und herzerwärmenden Woche ein wenig entspannen, bevor wir am Samstag 2170 km zurück nach Hause gingen.
Diese Woche hat uns allen vieles beigebracht, sei es den Umgang mit kranken und armen Menschen, wie auch die Improvisation, welche in manchen Situationen gefragt war. Wir sind erschöpft, aber glücklich und sehr froh, dass wir diesen Menschen das kleine Gefühl geben konnten, dass sie nicht in Vergessenheit geraten sind.