Chronik der römisch-katholischen Dreifaltigkeitskirche Adliswil | |
1848 | Nach dem Sonderbundskrieg von 1847 garantiert die erste Bundesverfassung der Schweiz die Niederlassungsfreiheit für alle Konfessionen. Daraufhin beginnen auch Katholiken sich wieder in Adliswil anzusiedeln. |
1861 | Die mechanische Seidenweberei Schwarzenbach – damals das grösste derartige Unternehmen in Europa – wird in Adliswil gegründet. Die Industrialisierung erreicht ihren Höhepunkt: Die Bevölkerung vermehrt sich rasch. Es siedeln sich vor allem katholische Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter an. |
1864 | Eine katholische Seelsorgestelle wird in Adliswil eingerichtet, die von Langnau aus betreut wird. |
1892 | Die ersten Bestrebungen der Adliswiler nach einer eigenen Kirchgemeinde führen am 27.11. zum ersten katholischen Gottesdienst im provisorischen Gottesdienstraum in der Kleinkinderschule an der Kilchbergstr. 7. Vikar August Schmid, der spätere erste Adliswiler Pfarrer, predigt. Bis zu diesem Datum gehören die Katholiken von Adliswil, Thalwil und Rüschlikon zur Pfarrei Langnau am Albis. |
1892 | Im Mai konstituiert sich der Stationsverein Adliswil. Als erste Aufgabe wurde die Suche nach einem geeigneten Bauplatz für die Kirche und das Pfarrhaus in Angriff genommen. |
1894 | Bereits im Jahr 1891 kauft der Baumeister Franzetti den Rebberg an der Rellstenstrasse vom Landwirt Albert Würmli zum Preis von Fr. 1.70 pro m², was für die 61 Aren und 13 m² Fr. 10’867.52 macht. Zum selben Preis verkauft Franzetti das Land am 7. Juni 1894 dem Katholischen Stationsverein Adliswil. |
1895- 1896 |
Im Archiv des Pfarramtes lassen sich verschiedene Dokumente finden, wann das provisorische Missionsrektorat zu einer definitiven Pfarrei erhoben wurde. So berichtet uns der langjährige Sigrist Johann Deuber, dass dies am 6. Mai 1895 anlässlich der Einweihung des Pfarrhauses mit Kapelle erfolgte. Eine andere Quelle berichtet, dass bereits im Juli 1895 Adliswil zur eigenständige Pfarrei erhoben wurde. Keine Klarheit brachte auch die Nachfrage im bischöflichen Archiv in Chur. So seien viele Pfarreien damals neu gegründet und auf Zusehen hin bewilligt worden, ohne später offiziell als Pfarrei anerkannt worden zu sein.
Das Pfarrhaus mit einer Kapelle im Erdgeschoss wird nach den Plänen des Architekten Hanauer aus Luzern gebaut. Raimund Franzetti aus Adliswil lehnt den Bauauftrag mit der Begründung ab, er baue kein so blödes Haus. Die Firma Maurer und Bolliger aus Adliswil baut schliesslich so mangelhaft, dass bereits 1903 wieder renoviert werden muss. Das Pfarrhaus und die Kapelle werden am 6. Mai 1896 eingeweiht. Der Gottesdienst wird von Pfarrer Reichlin aus Zürich zelebriert. |
1902 | Entschluss zum Kirchenbau. Das Projekt einer romanischen Kirche von Wilhelm Hanauer aus Luzern gefällt nicht. Architekt August Hardegger (1858-1927) aus St. Gallen, einer der fruchtbarsten Kirchenbauer der Jahrhundertwende, erhält den Auftrag. Turmhöhe: 69 m. Treppenstufen im Turm: 121 |
1903- 1904 |
Am 14. Juni 1903 geschieht die Grundsteinlegung zum neugotischen Kirchenbau. Die Kirche wird am 25. September 1904 eingesegnet. Prinz Max von Sachsen hält die Festpredigt und benediziert den Bau. Kosten: Fr. 128’500. Die Gemeinde zählt etwa 4800 Einwohner, davon sind etwa 1200 Katholiken. |
1911- 1915 |
Anschaffung des Hochaltares und der Kanzel von den Gebrüdern Marmon aus St. Gallen. Kosten: Fr. 14’000. Als Gelegenheitskauf erstehen die Adliswiler die beiden Seitenaltäre, einen Marien- und einen Josefsaltar. |
1918 | Pfarrer Hoop finanziert den von den Gebr. Marmon aus St. Gallen auf Blech gemalten Stationenweg. Die Bilder wurden in spätgotische Holzrahmen gefasst. |
1921- 1922 |
Im Chor werden zwei Statuen errichtet: Herz-Jesu und Herz-Maria auf Konsolen mit Dach. Die Kommunionbank wird installiert und die Monstranz kann gekauft werden. |
1928 |
Es werden 3 Stahlglocken (f‘, a‘, c“) angeschafft. Die Glockenweihe findet am 3. Juni 1928 statt. Kosten: Fr. 8’000. |
1929 | Die Adliswiler erhalten eine Orgel von der Firma Spät aus Rapperswil. Kosten: Fr. 18’000.-. |
ABSCHLUSS DER ERSTEN BAUPERIODE | |
1945 | Der katholische Stationsverein übergibt das ganze Vermögen der neu gegründeten Stiftung der römisch-katholischen Pfarrei Adliswil. |
1950– 1951 |
Anfangs der 50er Jahre wurde im Pfarrhaus und in der Kirche durch Pfr. Reichlin eine Heizung eingebaut. |
Aussenrenovation 1956–1963 | |
1956 | Die Finanzierung der notwendigen Aussenrenovation ist noch nicht sicher gestellt. In den Neuen Zürcher Nachrichten wird an die Opferbereitschaft der Schweizer Katholiken für die Diaspora-Pfarrei appelliert und das Epiphanie-Opfer (Drei-König) kommt unserer Gemeinde zugute. |
1956- 1957 |
1. und 2. Etappe: Folgende Arbeiten werden unter der Leitung der Architekten Josef Steiner aus Schwyz und Fritz Müller aus Adliswil durchgeführt: Entfeuchtung der Fundamente, Turmhelmerneuerung, Entfernung der Spitzen auf den Giebeln, erste Turmuhr, elektrisches Geläut, neue Glockenlager. Kosten: Fr.103’226.90. |
1959- 1960 |
3. Etappe: Die ganze Kirche wird neu verputzt und gestrichen, die bis anhin sichtbaren Sandstein-Eckquader werden verputzt, die Seitendächer mit neuen Eternitplatten eingedeckt, die Blendengiebel über der Hauptfassade werden entfernt, das dreiteilige Giebelfenster über der Rosette an der Hauptfassade wird durch ein rundes Fensterchen ersetzt, die giebelförmigen Dachaufbauten werden beseitigt. |
1961-
1962 |
4. Etappe: Neugestaltung des Kirchenplatzes, neuer Treppenaufgang zur Kirche, Gartengestaltung. Die Kommunionbank wird entfernt, später (1965) wird die Kanzel heruntergenommen und in den Chor gestellt (als Ambo). |
1962 | Das Jungwachthaus „City“ wird hinter dem Chor gebaut. Die Gesamtkosten für die Kirchenrenovation und den Bau des Jungwachthauses beliefen sich bis Ende 1963 auf: Fr. 358’825.15. |
Öffentlich-rechtliche Anerkennung | |
1963 | Die römisch-katholische Kirche erlangt im Kanton Zürich die öffentlich-rechtliche Anerkennung. Am 14. November wird die erste römisch-katholische Kirchenpflege und gleichzeitig Gustav Moll als Präsident gewählt. |
Zentrumsbau und Innenrenovation | |
1972 | Die Kirchgemeinde stimmt einer Kirchenrenovation und einem Zentrumsneubau zu. Vorgängig wurde auch über einen Abbruch der bestehenden Kirche und einen Neubau diskutiert, was zu heftigen Auseinandersetzungen führte. |
1972 | Der Josefsaltar wird demontiert. In einer Kirche im Kanton Luzern findet er einen neuen Platz. |
1976 | Die alten Bilder des Kreuzweges gefallen nicht mehr. Die kantonale Denkmalpflege vermittelt passende Kreuzwegbilder, die bestens in die vorhandenen Rahmen passen. Die Bilder stammen vom Waldshuter Maler G. Schroff aus dem Jahre 1905 und können von der Kirche Bauma übernommen werden. |
1977 | Am 3./4. September wird das langersehnte neue Pfarreizentrum eingeweiht. |
Innenrenovation der Kirche und Anbau der Muttergotteskapelle an der Nordwestseite | |
1979- 1980 |
Eine Bodenheizung mit Einzelkonvektoren wird in den Fensterbänken eingebaut. Der starke Seitenschub wird durch Zugstangen aufgefangen und der auseinander geratene Dachstuhl saniert. Gleichzeitig werden die Dachflächen isoliert und die Fenster mit einer Doppelverglasung ausgerüstet. Vollständig zu erneuern war auch die elektrische Installation. Der Chorboden wird zur Platzbeschaffung für Volksaltar und Ambo gegen das Schiff hin vorgezogen. Um eine gute Sicht auf den Volksaltar zu gewährleisten, muss die Empore um ca. einen Meter tiefer gesetzt werden. Eine neue Treppe zur Empore wird vor und in die Turmwand gebaut. Die Ornamentmalereien an den Wänden und Holzdecken werden von Restaurator R. Fontana aus Jona SG je nach Notwendigkeit restauriert. Volksaltar, Ambo und Taufbecken schuf 1979 Bildhauer A. Spichtig in Sachseln OW.
Eine neue Kapelle wurde als seitlicher Anbau an das Kirchengebäude erstellt, der, um mit der Architektur des Kirchenraumes überein zu stimmen, von Architekt W. Moser ganz bewusst in neugotischen Formen gehalten wurde. Die bauliche Ausstattung inkl. Altar schuf Architekt W. Moser ebenfalls selber. Die künstlerische Ausschmückung wurde dagegen Frau S. Magnin-Andres Guntershausen/Aadorf TG anvertraut. Am 19. Oktober 1980 findet die Einweihung der Kirche sowie der neuen Kapelle durch den Diözesanbischof Johannes Vonderach statt. |
Brand 1983 | |
Am 6. Januar verursacht eine niedergebrannte Kerze bei der Krippe einen Brand. Die gesamte Krippe wird zerstört; die Empore und die Holzdecke werden angesengt und die Wände geschwärzt. Zum Glück sind alle Fenster und Türen geschlossen, so dass das Feuer schliesslich erstickt. Eine neuerliche Innenrenovation wird nötig. |
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Neue Glocken und neuer Glockenstuhl | |
1988 |
Am Samstag, den 10. September werden die fünf neuen, geschmückten Glocken durch Adliswil gefahren. Im Festgottesdienst am Sonntag, den 11. September werden sie geweiht und nach dem gemeinsamen Mittagessen beginnt am Nachmittag der Glockenaufzug. Die künstlerische Gestaltung der Glocken wurde Alois Spichtig, Bildhauer aus Sachseln, anvertraut. Der Glockenguss geschieht in der Carl Metz GmbH, in Karlsruhe unter den Augen vieler Adliswiler, und die Ausrüstung übernimmt die Hans Rechsteiner AG, Eschlikon.
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1995 | 100 Jahre Adliswiler Kirchen. Unter diesem Motto feiern die evangelisch-methodistische, die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Kirchgemeinde zusammen ihre Jubiläen während einer Festwoche im September. Gemeinsam werden im Brugg im Verlauf des Jahres nacheinander zwei Ausstellungen gezeigt. Mit einem Festakt und einer feierlichen Orchestermesse werden am Wochenende des Patroziniums 11./12. Juni die 100 Jahre der kath. Pfarrei Adliswil gefeiert. |
1996-1997 | Die Aussenhaut des ganzen Pfarreizentrums wird erneuert. So wird der ganze Gebäudekomplex aussen zusätzlich isoliert, neue Fenster eingbaut und die Flachdächer erneuert und mit einer Dachbegrünung versehen. Die Farbe von Geländern, Fenstersimsen usw. wird von rot auf blau gewechselt. |
2003-2004 | Im Juli 2003 wird die alte Orgel abgebrochen. Es folgt die Renovation der Empore. Eine Wärmeisolation zwischen Empore und Kirchenvorraum verbessert merklich das Heizvermögen. Mittels Sprengwerk wird die Statik der Empore verbessert, so dass sich wieder mehr als 50 Personen auf der Empore aufhalten können. |
2004 | Von Januar bis Mai wird die neue Orgel, gebaut von der Mathis Orgelbau AG in Näfels, eingebaut und intoniert. Das Orgelgehäuse, ursprünglich im neugotischen Stil geplant, wird auf Anstoss der Denkmalpflege nochmals neu evaluiert. Ein zeitgemässes Orgelgehäuse wird durch den Architekten Georg Gisel, Zürich, entworfen und ausgeführt. |
2007
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Eine neue Skulptur von Bruder Klaus wird an die Wand rechts vom Altar montiert. Sie wurde von Peter Kostner aus St. Ulrichen im Südtirol geschaffen und am 16. September 2007 von Nuntius Dr. Francesco Canalini eingeweiht. Sie wurde durch Spenden aus der Pfarrei ermöglicht.
Bruder Klaus lebte von 1417 bis 1487. Er war im Flüeli bei Sachseln ein grosser Landwirt, Offizier, Richter, Familienvater. Er folgte einem besonderen Ruf Gottes und zog sich in die Einsamkeit des Ranftes zurück. Er wurde zum Ratgeber und Friedensstifter auch innerhalb der damaligen Eidgenossenschaft als die Schweiz vor dem Auseinanderbrechen stand. Er ist ganz in Gott. Er ist in der Wirklichkeit Gottes. Durch seine Hände drückt er Innerlichkeit und Frieden aus. In diese Innerlichkeit und in diesen Frieden möchte er uns hineinziehen. |
2011 | Seit einigen Jahren zeichnete sich ab, dass das 100jährige Schieferdach zu ersetzen war. Ebenso musste der Blitzschutz erneuert werden. Einzig das Turmdach war noch in einem guten Zustand, so dass dieses nicht saniert werden musste. Gleichzeitig wurde auch die ganze Kirche aussen neu gestrichen und zudem wurde die Kirchendecke zum Dachraum hin ausgeschäumt und somit besser isoliert. |
2013 | Im Kirchgemeindezentrum wird der Saal aufgefrischt. Neben einer energieeffizienten Beleuchtung, Modernisierung der gesamten Technik und Verbesserung des Belüftungskonzeptes gibt es auch eine neue Möblierung |
2015 | Die Umgebung der Kirche und des Kirchenzentrums werden einer grossen Sanierung unterzogen. Dabei werden die Stufen auf dem Kirchenplatz entfernt und ein neuer Steinboden gelegt. Treppen und Geländer wurden sicherer gemacht und die Aussen-Cheminée Anlage aufgewertet. |
2016 |
In aufwändigen Sanierungsarbeiten wird die Kirche nicht nur aufgefrischt, sondern mit Einsatz modernster Technik auch in der Substanz aufgewertet. Dabei wurden die Wände neu verputzt und gestrichen, Kirchenbänke ersetzt und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept installiert. Die gesamte elektrische Verkabelung und elektronische Steuerelemente der Kirche wurden mit den neusten Sicherheits-Standards von Grund auf neu montiert. |
Erstellt aufgrund der Chronik der Denkmalpflege und Unterlagen aus dem Pfarramt-Archiv 1995.
Erweitert 2004, 2007, 2011 und 2017.
Benno Ledergerber
Markus Fellmann